Das freie Spiel
Das Kind liebt es, wenn die Erwachsenen in seiner Umgebung sinnvolle Tätigkeiten nachgehen, die nachvollziehbar ablaufen und bei denen es mittun kann. Diese Tätigkeiten des Erwachsenen bilden die Grundlage für das zweckfreie Spiel des Kindes. Das Kind spielt im Nachahmen und will im Nachahmen spielen.
Das Kind spielt nur, wenn es sich sicher und geborgen und damit wohl fühlt. Wir bieten dem Kind Spielflächen, auf denen es Raum findet für ein phantasievolles, altersentsprechendes Spiel im Gebäude und im Garten. Die Möglichkeiten für Rückzug und Schutz sowie Nähe zu seiner(n) Bezugsperson(nen) sind Bedingungen für ein selbstbestimmtes Spiel. Wir achten darauf, dass das Kind in seinem Spiel möglichst nicht gestört wird. Regelmäßige Tagesstrukturen bieten Verlässligkeit um entspannt und frei zu spielen.
Das freie Spiel hat in unserem Tagesablauf eine große Bedeutung und hohen Stellenwert. Das tiefste Bedürfnis des Kindes ist das Spielen. Das Kind will sich mit allen Sinnen erleben und sich mit seinem ganzen Körper bewegen. Es will mit seinen Händen und Füßen die Umwelt entdecken.
Das Freispiel findet bei uns in den Gruppenräumen, sowie im Außengelände statt, denn gerade elementare Dinge, wie Erde, Wasser, Wärme, Luft, Schnee und Gras wecken Freude und Lust, sich spielend in die Welt hinein zu begeben. Im Freispiel soll und darf ein schöpferisches Chaos (Tun) entstehen. Nichts ist fertig gestaltet, sondern kann sich von einem Augenblick zum nächsten ändern. Das Stück Holz, das gerade noch ein Kochlöffel war, kann auch schnell als Fernrohr genutzt werden. Im Spiel werden z.B. die Puppen gewickelt und bekocht, ebenso kann ein Schiff auf Reisen gehen. Unser Spielmaterial ist vielfältig und lässt Freiräume für die Entwicklung der Phantasie. Die Spielkräfte des kleinen Kindes sind die Basis für die schöpferischen Kräfte des Denkens.
„Für den Erwachsenen ist das Spielen Spaß, eine Lust, die hinzukommt zum Leben. Für das Kind ist das Spiel der erste Inhalt des Lebens“ (Rudolf Steiner).
Das Spiel ist eine Tätigkeit, durch die sich das Kind in die Welt hineinstellt. Durch das Spiel begreift und ergreift das Kind die Welt, es verbindet sich so mit der Welt. Im Spiel führt das Kind seine Eindrücke und Erlebnisse aus, es ahmt die Welt der Erwachsenen nach, um sich so in die Welt hinein zu stellen und sich mit ihr zu verbinden.
In den verschiedenen Altersstufen verändert sich das Spiel der Kinder und spiegelt den Entwicklungsstand eines Kindes.
In den ersten zwei Lebensjahren entdeckt das Kind seinen eigenen Körper, spielt mit seinen Händen und Füßen, ertastet alles, erfährt die ersten physikalischen Erlebnisse, in dem es Gegenstände fallen lässt, räumt gerne aus und ein, versucht den Sinn der Dinge zu verstehen.
Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr beginnt das phantasievolle Spiel, alle Dinge werden Zweck entfremdet, es beginnt mit großem Einfallsreichtum zu spielen. Tische, Stühle, Ständer, Bretter dienen Als Baumaterial für ein Auto, eine Feuerwehr, ein Schiff usw. Bänder werden zu Anschnallgurten, ein Holzstück wird das Telefon, ein Fernrohr oder eine Flasche. Alles nimmt immer wieder neue Formen an, auch der Spielverlauf ändert sich immer wieder.
Im letzten Kindergartenjahr spielt das Kind immer mehr aus den inneren Bildern heraus, aus eigenen Vorstellungen und Erinnerungen. Das Kind plant seine Handlungen und führt sie zielgerichtet aus. Es entstehen Rollenspiele, oft wird ein Spielführer bestimmt, es werden Regeln aufgestellt und es wird bestimmt wer mitspielen darf. Oft wissen die Kinder schon vor dem Kindergartenbesuch, was sie spielen möchten. Desweiteren kommt hinzu, dass Kinder in diesem Alter von der Phantasie „verlassen“ werden. Es tritt Langeweile auf und sie lernen aus sich selbst heraus Ideen zu entwickeln.
„Spiel ist für kleine Kinder „Arbeit“, mit der sie sich die Welt zueigen machen. In keiner anderen Tätigkeit kann das Kind seine Selbstbildung so umfassend verwirklichen wie hier: Sämtliche Lebenskompetenzen werden grundlegend geübt, und zugleich bietet das freie Spiel eine hervorragende Grundlage für die Entfaltung der eigenen Individualität. Mit dem gleichen Ernst, mit dem das Kind in seinem Spiel lebt, kann es sich später als Erwachsener mit seiner Arbeit verbinden.“ (Aus: Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren, Teil II)
Um das Spiel frei entfalten zu können, geben wir den Kindern Raum, ruhige Atmosphäre, Spielmaterialien aus der Natur die freilassend sind und keinen Zweck oder vorgeformte Formen vorgeben und Bewegungsmöglichkeiten. In der Umgebung des Kindes führt der Erwachsene sinnvolle, durchschaubare Tätigkeiten durch, die das Nachahmen und das Spiel anregen.
Bewegung
Kinder sind Willenswesen, die sich durch Bewegung äußern und ausdrücken können. In unserem Kindergartenalltag kann das Kind diesen Bedürfnissen in vielfältiger Weise nachkommen.
„Immer in Bewegung, aktiv mit dem ganzen Körper und allen Sinnen, erschließt sich das kleine Kind seine Welt. Die Räumlichkeiten und das Außengelände sind darauf ausgelegt, den Kindern möglichst vielfältige Bewegungsangebote zu bieten, die sie entsprechend ihrem individuellen Entwicklungsstand und körperlichen Fähigkeiten nutzen können.“
(Aus: Kindheit- Bildung- Gesundheit, Waldorfpädagogik für Kindheit von 3-9 Jahren)
Kinder haben bei uns täglich Gelegenheiten zum Schaukeln, Schwingen, Wippen, Springen, Klettern, Balancieren, Kriechen, Schieben und Heben. Ebenso entwickelt sich die Grob- Und Feinmotorik in Fingerspielen, Reigen und Eurythmie im Morgenkreis. Als zusätzliches Bewegungsangebot findet bei uns im Wochenrhythmus das Turnen statt. Die Kinder können sich ihrem eigenen Rhythmus entsprechend bewegen und zur Ruhe kommen, sich alleine, paarweise oder in kleinen Gruppen betätigen. Sie können die Dauer ihrer Aktivitäten und Art und Weise möglichst frei bestimmen.
Sprachbildung
„Sprache bedeutet für den Menschen weit mehr als nur ein Mittel zur Kommunikation. Sie ist die wichtigste Grundlage allen sozialen Lebens, in dem sie uns die Möglichkeit gibt, einander mitzuteilen, was uns im Innern bewegt“. (Aus: Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren, Teil II)
Durch rhythmisch, musikalische Begegnungsangebote werden Atmung, Sprechmotorik und Bewegungskoordination der Kinder aktiviert. Durch das sprachliche Vorbild der Erzieherinnen und ihr interessiertes Zuhören, werden die Kinder zum Hören und Sprechen angeregt, aber auch durch den alltäglichen Umgang mit Liedern, Reimen, Erzählungen, Vorlesen, Handpuppen, Puppenspielen und Bilderbücher.
Die Kinder erfassen, dass die sprachliche, soziale Ordnung geregelt ist, sie lernen, wie sich Dinge und Handlungen in Sprache ausdrücken lassen. Die Erzieherinnen regen die Kinder an, ihre Bedürfnisse, Absichten und Meinungen zu verbalisieren. Sie verhindern durch das „Nicht- Verbessern“ der Kinder, dass sie ihre Sprechfreude und ihre sprachlich Experimentierfreude nicht verlieren. Die Zweisprachigkeit von Kindern wird anerkannt und dadurch wertgeschätzt.
Bei Sprachschwierigkeiten oder Sprachentwicklungsstörungen wird das Kind durch eine alltagsintegrierte Sprachbildung in unserem Kindergarten gefördert. In der Eurythmie finden die Kinder Sprache, Musik und Bewegung miteinander verbunden und wir erleben, wie der Mensch ganzheitlich angesprochen wird.
Musikalisch- künstlerische Bildung
Um dem Kind eine musikalisch- künstlerische Bildung zu ermöglichen, bieten wir viele Gelegenheiten, in dem wir täglich mit den Kindern pentatonische wie auch „alte“ Kinderlieder und Verse mit ihnen singen und sprechen. Auch das Einbeziehen von Instrumenten wie die Kinderharfe, Klanghölzer, Glocken, Triangeln, regt die Kinder zum Musizieren an. Musik, Rhythmus und Bewegung wird mit Freude von den Kindern aufgenommen. Durch rhythmische Wiederholungen nehmen die Kinder es tief in sich auf und bringen es im freien Spiel und in ihren Rollenspielen wieder zum Ausdruck.
Musik fördert die seelisch Harmonie und Ausgeglichenheit. Das Aufeinander- Hören fördert zu dem die Sozialfähigkeit. Kinder können innere Empfindungen ausdrücken und Gemeinschaft erleben.
Mathematisch- naturwissenschaftliche Bildung
Die Neugierde und Entdeckerfreude der Kinder lässt sie mit einem emsigen Forscherdrang und vielem Ausprobieren mathematische und naturwissenschaftliche Erfahrungen machen. In dem wir ihnen Materialien in ihrer Umgebung zur Verfügung stellen, die naturbelassen und zweckfrei gestaltet sind, beginnt das Kind selbstständig zu bauen, zu konstruieren, zu ordnen und zu sortieren. Das Kind erforscht die sinnliche Welt, erlebt Maße und Gewichte, Qualitäten und Quantitäten, die es im Laufe seiner Entwicklung leiblich erfahren hat und bildet die Grundlage für das spätere Verstehen.
- Erleben der Schwerkraft- durch Aufrichten und Gehen lernen.
- Erleben von Schwung, Auftrieb, Fliehkraft und Reibung- durch Schaukeln, Seilspringen, Wippen und Rutschen.
- Erleben von Hebelgesetzen, Statik und Balance- durch das Bauen von Brücken, Türmen Spiellandschaften.
- Erleben von Zahlen, Maßen- durch zählen, Auszählen, Teigzubereitung zum Backen, Tisch decken.
Ethisch- moralische Bildung
Ethisch moralische Bildung erfahren die Kinder in unserem Kindergarten durch das Feiern der christlichen Jahresfeste auf einer konfessionslosen Ebene, durch jahreszeitliche Geschichten, Lieder, Spiele, dass Vorbild der Erzieherinnen. Durch den für die Speisen dankenden Tischspruch und den liebevollen, helfenden Umgang untereinander, mit der Natur und den Spielmaterialien, sowie das Engagement und die Mitarbeit der Eltern, bieten wir den Kindern zur eigenen Lebensgestaltung, seelische und geistige Orientierung, Wertvorstellungen und Aufgaben, mit denen sie sich innerlich verbinden können.
Soziale Bildung
Am Vorbild des Erwachsenen, durch das Leben in einer Gemeinschaft, lernt das Kind seine sozialen Fähigkeiten auszubilden. Rituale und gute Gewohnheiten lassen das Kind Orientierung, Vertrauen und Sicherheit erlangen. Sich von der Erzieherin angenommen fühlen, in dem es durch die Familie und später eine verlässliche Bindung erfährt, entwickelt das Kind Selbstständigkeit und ein Selbstwertgefühl.
Soziale Fähigkeiten lernt das Kind in gemeinsamen Zeiten im Tageslauf, wie das Frühstücken, Mittagessen, dem Reigen- und Märchenkreis. In dem das Kind Freundschaften sucht und findet, Konfliktsituationen lösen lernt, in freies Spiel mit einzelnen Kindern eintaucht, ermöglicht ihm soziale Kontakte und Kompetenzen.
Und auf die Schule und die weitere Entwicklung vorbereitet zu sein, erfahren die Kinder im letzten <Kindergartenjahr besondere Aufgaben, die ihnen Gelegenheiten geben, anderen Kindern (Menschen) zu helfen,
Medienkompetenz
Kinder werden schon früh mit modernen Medien konfrontiert. In unserem Kindergarten legen wir auf altersgerechte Medienentwicklung wert. Das Hören und Erleben von vorgelesenen Geschichten oder das Gestalten von Puppenspielen schafft kreative Räume. Die Eigenschaften der elektronischen Medien, die von den Kindern nur passiv konsumiert werden, stellen wir in unserer Einrichtung in Frage, bzw. lehnen sie für diese Altersstufe ab. Der persönliche Bezug zu den Erzieherinnen steht bei uns im Vordergrund und diesen pflegen wir mit gemeinsamen Liedern, Fingerspielen, Puppenspielen und Kinderbücher. Um einen bewussten und verantwortlichen Umgang mit den technischen Medien zu erlangen, brauchen Kinder „echte“ Sinneswahrnehmungen und keine aus „zweiter“ Hand.